LIGHT AND SHADE 2012

Die Serie Kasbah Algier von 2012 ist ein Teil des Projektes, das sich mit Recherchen im Mittelmeerraum beschäftigt. Ein Ansichtskartenmotiv der Kasbah von Algier, mit Pigmentmarker digital überarbeitet, ist ein Bestandteil der Fotoarbeit L’Etranger Le Corbusier (2009/12), die sich mit der Gleichzeitigkeit – 1942 – von Le Corbusiers letztem Plan directeur, einem Architekturprojekt für Algier und dem Erscheinen Albert Camus’ Roman Der Fremde beschäftigt. Die utopischen Pläne Le Corbusiers für Algier befassten sich auch mit der Kasbah von Algier, der Altstadt, d.h. dem unübersichtlichen Araberviertel, wie es die Franzosen sahen. Letztendlich lässt Le Corbusier die Altstadt allerdings bestehen und überbaut stattdessen Stadt und Land mit kilometerlangen Wohnschlangen und Hochhäusern. Die Kasbah von Algier, wie alle nordafrikanischen Altstädte war und ist eine enge, gewachsene Bebauung, die durch die enge Anordnung der Gebäude und teilweise Überdachung der Gassen das Licht, d.h. Sonne und Hitze von den Räumen fernhalten sollte. Albert Camus hat die Hitze Nordafrikas in vielen seiner Schriften thematisiert, in Licht und Schatten, Der Fremde oder auch den Tagebuchaufzeichnungen. Auf der anderen Seite des Mittelmeeres war Le Corbusier vom Licht und dem Meer fasziniert und baute sich am Cap Martin eine Hütte, Le Cabanon. Die Ansichtskartenmotive zeigen heute verschiedene Einstellungen auf: die koloniale, die touristische, die anthropologische bei den Inszenierungen mit den Bewohnern der Kasbah und eine bauge-schichtliche. Die gelbe Schraffur in der Machart technischer Entwurfszeichnungen überdeckt teilweise die lichten Stellen des verschachtelten Raumes. Wie aus früheren Fotoarbeiten von Doris Frohnapfel bekannt, fungieren historische Fotografien, Geschichte und Geschichten als Verweise und ein künstlerischer Abstraktionsprozess als Vergegenwärtigung. Die Motive sind im Format 38 x 28 cm deutlich präsenter als das Archivmaterial.