THE RETURN OF INVESTMENT

Für das Ausstellungsprojekt “The Return of Investment” im OpenSpace beschäftigt sich Doris Frohnapfel mit der Mentalitätsgeschichte des Kapitals. Während sich die Künstlerin zuletzt mit Sinnbildern des abstrakten Verhältnisses zwischen Kapital und Ware befasste, wie sie einst im Innenraum oder besser im Innenleben der (New Yorker) Börse in Erscheinung traten (Papier, Galerie M29, 2009), wendet sie sich nun der näheren Umgebung der Wall Street zu. Frohnapfel legt historisch gewachsene ”Schichten“ aus dem Zusammenhang von Geld- und Menschenhandel frei. Das perfide Verhältnis von Kapital und Körper sowie dessen Verschleierung durch die Abstrakta des modernen Finanzwesens – zu denken sei z.B. an die Vokabel des ”Humankapitals” – konkretisiert sich in den historischen Schichten vor Ort. So geraten Frohnapfels ”archäologischen Artefakte” bemerkenswert aktuell.

Der Vorhang, ein Wolkenstore oder ”Tenda Imperiale” (ital.) beginnt mit einem eher erzählerischen Momenten des Projektes. Als Referenz dient eine 60er Jahre Postkarte aus dem Innenraum der New Yorker Börse. Die hinter der Zuschauertribüne befindlichen Wolkenstores dienten gegen Sonne und Einblick der großflächigen Verdunklung der Fenster.

”Welt-Aussenraum des Kapitals”: Modellhaft,fragmentarisch werden in der Arbeit “Human capital market” Versatzstücke der Geschichte zusammengefügt: der Tisch, 3 feet hoch, hat die Höhe wie sie für Sklavenauktionen in Amerika verwandt wurden. Die aus Edelstahl geschnittenen vier Fassaden des ”Käfigs” orientieren sich an vier exemplarischen Fassaden des Menschen- und Kapitalmarktes: der New York Stock Exchange an der Wall Street, der ”Hütte” die in New York am East River, Ecke Wall Street als Sklavenmarkt diente, der Säulenstruktur einer Sklavenmarkthalle, wie sie in vielen Städten Amerikas zu finden waren, und der Struktur der sogenannten ”barraccones” (= Sklavensammel- und Verkaufshütten in West-Afrika). Die Stempel hingegen nennen exemplarisch die Adressen solcher Orte in den Städten Amerikas.

Die Edelstahlschnitte zeigen modellhaft die Fassaden der Börsen in Amsterdam, Frankfurt, Brüssel, Tokio, Toronto, London und Stockholm, die sich bis in die Gegenwart (Neubau der Londoner Börse von 2004) an der griechischen Architektur des Parthenons der Akropolis – Tempel und Schatzhaus der Athener – mit Säulenstruktur und Tympanon orientieren.

Die dokumentarischen Fotografien, im Werk der Künstlerin bereits ”Geschichte”, sind während eines New York Aufenthalts 1997 recherchiert und zeigen Orte an denen sich die Geschichte New Yorks/Manhattans schichtet: das Steinrelief auf dem Fahnenmastsockel im Battery Park, der Broadway, ehemals der Indianerpfad Algonquin Trail, und Washington Square, an dem sich die Tabakfelder der Indianer befanden.

Das Modell des Planwagens, ein Sinnbild für die Besiedelung und Besatzung des amerikanischen ”Westens”, ist ebenso ein Objekt der Geschichte, das aber auch an den Wagen der ”Mutter Courage” denken lässt. Die Projektion im Planwagen zeigt einen Zusammenschnitt aus historischen Filmaufnahmen aus den 20ger Jahren zur Zeit des bisher vielleicht bekanntesten Börsencrashs der Weltgeschichte aus der Wall Street, und einer Patrouille in der Wüste an der syrisch-jordanischen Grenze durch Beduinen.
Einerseits zeigen Frohnapfels Bilder und Objekte einen extremen Kontrast zwischen Stadt und Land, andererseits verweisen sie aber auch auf die Nähe von Menschen- und Rohstoffkapital der Moderne, der Postmoderne und des ”Empire”.